Das sollten Halter über die artgerechte Meerschweinchenhaltung wissen

Leider wissen längst nicht alle Menschen über die artgerechte Meerschweinchenhaltung Bescheid, bevor sie sich ein solches Tier anschaffen. Je früher man sich über die Fütterung, die Außen- und Innenhaltung und weitere Themen informiert, desto besser für Tier und Mensch. Schließlich macht es viel mehr Freude, gesunden und glücklichen Tieren zuzusehen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Meerschweinchen sind Rudeltiere.
  • Sie brauchen Auslauf und Abwechslung, um gesund zu bleiben.
  • Es handelt sich um sensible Tiere, die empfindlich auf Stress reagieren.

Meerschweinchen sind keine Einzelgänger

Zu einer artgerechten Meerschweinchenhaltung gehört es, dass man die Tiere niemals alleine hält. Weder ein Mensch noch ein anderes Tier – wie zum Beispiel Kaninchen oder Frettchen – können Artgenossen für das Meerschweinchen ersetzen.
Wichtig ist, dass die Tiere früh und langsam sozialisiert werden. Stößt ein neues Tier zur Gruppe hinzu, wird es eventuell nicht von Anfang an akzeptiert. Das bedeutet nicht, dass es ab sofort alleine leben muss. Manchmal passt es einfach nicht zur Gruppe und man muss nach einem anderen Exemplar suchen.
Wenn jemand nur zwei Meerschweinchen hält, von denen eines verstirbt, sollte man trotzdem versuchen, das noch lebende Tier neu zu vergesellschaften. Andernfalls ist das Tier auf Dauer nicht glücklich und kann dadurch sogar krank werden.
Wichtig bei der Auswahl passender Artgenossen ist, dass die Tiere allesamt kastriert sind oder das gleiche Geschlecht haben. Generell ist es besser, drei bis vier Tiere zu halten als nur ein Paar. Inwiefern die Geschlechter bei der Harmonie innerhalb der Gruppe eine Rolle spielen, kann man nicht pauschal sagen.

Außenhaltung oder Innenhaltung?

Die meisten Meerschweinchen werden im Haus oder in der Wohnung gehalten. Natürlich ist es auch möglich, dass die Tiere in einem geschützten Bereich des Gartens oder in einem Hobbyraum ihr neues Zuhause beziehen.
Wichtig in diesem Fall: Sowohl der Unterschlupf für die Nacht als auch der Auslauf müssen gut geschützt vor Kälte, vor Hitze, vor Sonne und vor möglichen Wildtieren sowie Katzen und Greifvögeln sein, die sich sonst eines der Tiere schnappen könnten.
Wer die Meerschweinchen lieber drinnen halten möchte, der sollte im Sommer trotzdem darauf achten, dass es den Tieren nicht zu heiß wird. Der Platz für den Käfig oder das Gehege sollte weder direkt am Fenster noch an einer Tür oder nahe dem Heizkörper gewählt werden. Ansonsten besteht die Gefahr der Überhitzung oder eines Luftzuges.
Im Kinderzimmer sollten die Meerschweinchen eher nicht leben müssen, denn die Kinder und die Tiere würden sich gegenseitig durch nächtliche Geräusche oder zum Beispiel lautes Spielen am Tag stören. Besser eignen sich Räume, in denen sich nicht permanent Menschen aufhalten.
Bei der Wahl des Platzes sollte man nicht vergessen: Sowohl die Einstreu als auch das Heu führen zu einer gewissen Staubentwicklung. Zudem verursachen die Meerschweinchen durch leises sowie lautes Fiepen und das Umherrennen im Gehege fast permanent Geräusche.

Die Haltung mit anderen Tieren zusammen – nicht unproblematisch

Früher haben viele unwissende Eltern ein Meerschweinchen und ein Kaninchen für die Kinder gekauft, weil sie der Annahme waren, es handelt sich um optimale Spielkameraden. Das stimmt nicht. Nur mit der gleichen Tierart können Meerschweinchen sinnvoll kommunizieren, nicht mit anderen Nagern.
Wer bereits einen Hund oder eine Katz besitzt, kann sich guten Gewissens ein Meerschweinchen anschaffen. Man muss nur darf achten, dass Hund oder Katze den Raum nicht betreten können, in welchem sich die Meerschweinchen aufhalten. Ansonsten könnte es passieren, dass neugierige Tiere die Meerschweinchen mit Beute oder Spielzeug verwechseln.

Meerschweinchen lieben Platz

In den Zoohandlungen werden heute immer noch Käfige verkauft, die viel zu wenig Platz bieten. Können die kleinen Nagetiere sich nicht adäquat bewegen, schadet das sowohl der Psyche als auch dem Körper. Die Tiere werden dick, Muskeln verkümmern und das ehemals liebe Meerschweinchen wird aggressiv.
Pro Meerschweinchen werden mindestens 0,5 Quadratmeter an Platz benötigt. Hier sollte es sich möglichst um eine zusammenhängende Fläche handeln. Eine zweite Etage, welche über eine Treppe mit der ersten Etage verbunden wird, zählt also nicht dazu.
Handelt es sich um männliche Meerschweinchen, die zudem auch noch in der Gruppe gehalten werden, sollte der Käfig mindestens einen Quadratmeter pro Tier mitbringen. Nur so können sich die Tiere aus dem Weg gehen, Ruhe finden und sich auch noch bewegen.
Im Einzelhandel gibt es in der Regel keine Käfige, die eine artgerechte Haltung für eine ganze Meerschweinchengruppe ermöglicht. Daher bleibt verantwortungsvollen Haltern nichts anderes übrig, als sich das neue Zuhause für die Meerschweinchen entweder selbst zu bauen oder sich einen entsprechenden Bau zum Beispiel bei einem Schreiner nach Maß anfertigen zu lassen.

Auslauf für die Meerschweinchen

Alle Meerschweinchen benötigen zusätzlichen Auslauf, damit sie langfristig gesund bleiben. Trotz ihrer kurzen Beine springen sie gerne vor Vergnügen in die Luft und Sprinten über kurze Strecken. Das klappt in einem Käfig nicht so gut wie im Auslauf.
Sofern das Gehege für eine Gruppe aus Meerschweinen insgesamt kleiner als zwei Quadratmeter ist, sollten die Tiere am besten täglich für einige Stunden in den Auslauf dürfen. Hier können sie sich austoben. Wer nicht den ganzen Tag zu Hause ist, sollte die Tiere abends mindestens drei bis vier Stunden in den Auslauf lassen – je länger, desto besser.
Beim Auslauf kann es sich um einen großen, umzäunten sowie von oben gesicherten Ort im Garten handeln oder um eine speziell eingegrenzte Ecke im Zimmer. Wer ein Zimmer hat, das er nicht zwingend braucht, kann es sogar komplett als Auslauf für die Meerschweinchen nutzen.
Wichtig ist, dass genug freie Fläche zum Rennen und Springen bleibt und gleichzeitig zahlreiche Möglichkeiten zum Verstecken, Spielen und Fressen integriert werden. Die Meerschweinchen müssen sich im Auslauf zwar bewegen können, möchte sich ein Meerschweinchen allerdings zurückziehen, sollte es das jederzeit tun können. Alles andere führt zu Stress.

Diese Anforderungen sollte der Auslauf für Meerschweinchen erfüllen

Sofern sich der Auslauf in der Wohnung befindet, kommt Teppichboden in Betracht. Auf Fliesen oder auf Steinböden könnte es den Meerschweinchen vor allem im Winter zu kalt werden, reine Steinböden würden es hingegen nicht gut vertragen, wenn die Meerschweinchen dort ihr Geschäft verrichten.
Sofern die Meerschweinchen nicht stubenrein sind, wird der Auslauf mit waschbaren Teppichen oder speziellen Matten ausgelegt. Wer das gerne möchte, kann die Meerschweinchen 24 Stunden am Tag im Auslauf halten. Herausnehmen muss man sie nur, um die Teppiche auszutauschen und sowohl in den Behausungen als auch im Bereich der Heuraufe nach dem Rechten zu sehen.
Weidenbrücken, Röhren aus Pappe und Häuschen für die Meerschweinchen sollten an verschiedenen Stellen installiert bzw. abgelegt werden. Je mehr Meerschweinchen der Gruppe angehören, desto breiter sollte das Angebot sein. Das gilt auch für Futterstellen. Gibt es nur eine einzige Futterstelle oder nur eine Trinkflasche, kann das zu Streit zwischen den Tieren führen, den man hätte einfach vermeiden können.
Innerhalb des Auslaufs dürfen sich weder Kabel noch offene Steckdosen oder irgendwelche elektrischen Geräte befinden. Zudem achten Tierbesitzer darauf, dass der Auslauf vor anderen Haustieren und – im Außenbereich – vor Wildtieren geschützt wird. Zimmerpflanzen werden außerhalb und in sicherer Entfernung zu den Gitterstäben des Auslaufs platziert, damit die Tiere sich hier nicht bedienen können.

Dieses Zubehör brauchen Anfänger für die artgerechte Haltung

Eine hochwertige Einstreu, frisches Heu, ein großer Wasserspender, mehrere Futterschüsseln und mehrere Schlafhäuser gehören zur Grundausstattung für neue Halter der Meerschweinchen.
Wer sich für eine langhaarige Rasse entscheidet, wird außerdem einen speziellen Kamm oder eine Bürste benötigen. Sofern sich die Krallen nicht auf rauem Boden von selbst abwetzen, schaffen sich Besitzer eine Krallenschere für kleine Nager an.
Untergebracht werden die Meerschweinchen in einem schicken Eigenbau oder einer Maßanfertigung aus Holz vom Schreiner. Nicht fehlen dürfen die Unterlagen sowie der Zaun oder eine Begrenzung aus Holz für den Auslauf. Heuraufen, Brücken und verschiedene Spielzeuge aus Holz sind ebenfalls unverzichtbar, damit es den Tieren nicht langweilig wird.
Eine kleine Schaufel zum Entfernen der Einstreu ist unerlässlich, sofern man sich für Pellets oder für Sägespäne zum Einstreuen entscheidet. Manche Meerschweinchen lassen sich an eine Ecktoilette gewöhnen. Wer das ausprobieren möchte, kann sich ein Modell für die Ecke des Käfigs besorgen.

Stress alles andere als gesund für Meerschweinchen

Damit die Tiere artgerecht gehalten werden können, werden nicht nur viel Platz, andere Artgenossen und eine gesunde Ernährung mit viel Heu sowie Nass- und Frischfutter benötigt, sondern auch eine ruhige, sichere Umgebung.
Meerschweinchen lassen sich sehr schnell von hektischen Bewegungen oder von lauten Geräuschen erschrecken. In der Natur müssten sie sich laufend in Acht nehmen vor Greifvögeln oder anderen jagenden Tierarten. Deshalb sind sie ständig auf der Hut.
Leider können die sensiblen Tiere sogar krank werden, wenn sie übermäßig durch das falsche menschliche Verhalten, aggressive Artgenossen oder eine unruhige Umgebung gestresst werden.
Wer bemerkt, dass die Gruppe alles andere als harmonisch zusammenlebt, der sollte die Tiere lieber trennen und das nicht passende Tier in gute Hände abgeben. Wird ein Meerschweinchen permanent von Artgenossen verfolgt, gebissen oder anderweitig weggedrängt, kann es auf Dauer krank werden.
Stress entsteht auch durch eine falsche Haltung: Haben die Meerschweinchen keinen Platz, um sich auszutoben, werden sie irgendwann ein nicht artentypisches Verhalten an den Tag legen. Niemand möchte ein krankes Tier beheimaten, daher gilt es, Stress im Alltag des Tieres zu vermeiden.
Laute Geräusche durch Kinder, andere Tiere, eine Straße, Haushaltsgeräte, Fernseher oder andere Auslöser haben in der Nähe zum Auslauf oder dem Eigenbau nichts zu suchen. Daher überlegen sich verantwortungsvolle Besitzer von Anfang an, wo der perfekte Standort für das neue Zuhause der Meerschweinchen ist.

Diese Dinge können gefährlich für das Meerschweinchen sein

Meerschweinchen haben scharfe Zähne. Befindet sich ein Kabel in der Nähe zum Eigenbau oder im Gehege, wird dieses früher oder später zernagt werden. So kann das Tier einen Stromschlag bekommen, der tödlich endet.
Wer hin und wieder in einem großen Auslauf herumgehen möchte, sollte nur sehr langsam laufen und genau hinsehen! Menschliche Füße stellen eine der größten Gefahren für ein Meerschweinchen dar. Tritt man darauf, kann das schlimm enden. Auch mit Möbeln sowie Geräten zum Säubern des Geheges geht man vorsichtig um, wenn sich die Tiere in der Nähe befinden.
Kleine Kinder sollten nicht mit dem Meerschweinchen alleine gelassen werden. Das Hochnehmen durch Kinder sollten Eltern untersagen, da sonst die akute Gefahr eines Sturzes besteht. Generell ist es sicherer, wenn mit den Tieren direkt auf dem Boden gespielt oder gekuschelt wird.
Weil die Meerschweinchen alles anknabbern, sollte man sich sehr genau überlegen, in welchen Bereichen man sie frei laufen lässt. Sie könnten sich beim Benagen eines Tischbeins Spreißel einfangen oder von einer für sie giftigen Zimmerpflanze kosten. Auch textile Objekte stellen eine Gefahr dar, weil die Tiere an abgebissenem Stoff ersticken könnten.

Meerschweinchen halten – Vermieter kann nichts verbieten

Manche Vermieter würden gerne die Tierhaltung generell verbieten. Das ist nicht möglich, solange es sich um kleine Nagetiere wie zum Beispiel das Meerschweinchen handelt. Trotzdem bietet es sich an, dass man die Haltung mit dem Eigentümer abspricht, um mit einem guten Gewissen die Tiere anschaffen zu können.
Selbst dann, wenn die Tiere im Auslauf innerhalb der Wohnung frei laufen dürfen, bedarf es nicht der Zustimmung durch den Vermieter. Die rechtliche Lage verhält sich anders als bei Katzen oder Hunden.

Fazit: Artgerechte Meerschweinchenhaltung erfordert Platz und Zeit

Wer nur das Beste für sein Tier möchte, sollte sich dieses nur anschaffen, wenn genügend Platz sowie Zeit zur Verfügung steht. Zudem darf der Kostenfaktor nicht unterschätzt werden, weil gutes Futter, hochwertige Einstreu und vieles mehr, ein monatliches Budget im mittleren bis hohen zweistelligen Bereich erforderlich machen. Wer sich ein Meerschweinchen anschafft, für den sollte es selbstverständlich sein, sich an die obigen Tipps zu halten – dann steht einer glücklichen Zukunft für Vier- und Zweibeiner nichts im Weg.

Häufige Fragen zum Thema artgerechte Meerschweinchenhaltung

Ist die artgerechte Meerschweinchenhaltung einfacher umzusetzen als die Haltung von Kaninchen oder anderen Nagern?

Die artgerechte Meerschweinchenhaltung beinhaltet im Wesentlichen ähnliche Anforderungen an den Halter wie die Haltung von Kaninchen. Wer weniger Zeit sowie Platz zur Verfügung stellen kann oder möchte, sollte zum Beispiel über die Anschaffung eines Hamsters nachdenken.

Bedeutet artgerechte Meerschweinchenhaltung auch, dass man die Tiere tagsüber in Ruhe lässt, weil sie nachtaktiv sind?

Meerschweinchen können sowohl am Tag als auch in der Nacht aktiv sein. Daher ist es für die artgerechte Meerschweinchenhaltung unerlässlich, sie zu allen Tage- und Nachtzeiten von lauten Geräuschen abzuschirmen. Nachts leben sie am besten nicht im Kinderzimmer, weil sie Kinder stören könnten.

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