Meerschweinchen – die Brunst

Ungewöhnliches Verhalten

Das Meerschweinchen benimmt sich sonderbar: Der Tierhalter bemerkt ein aufdringliches Verhalten der Weibchen gegenüber ihren Mitbewohnerinnen, wenn die Mädels ohne Meerschweinchenbock gehalten werden. Dann versucht das brünstige Weibchen ihre Geschlechtsgenossinen zu besteigen und benimmt sich im Allgemeinen so, wie es ein Bock tun würde: Ein Meerschweinchen-Männchen bemerkt am Geruch – auch über größere Entfernungen – wenn ein Weibchen brünstig ist und umwirbt sie.

Brommseln

Ein markantes Geräusch dabei ist das Brommseln, ein tiefes Brummen, das Männchen wie Weibchen gleichermaßen beherrschen. Bei Weibchen, die ohne Männchen gehalten werden, fällt es besonders auf, wenn sie sich damit kurz vor Beginn ihrer Brunst den Käfiggenossinen nähern.

Was passiert bei der Brunst?

Die Brunst ist jene Zeit, in der das Meerschweinchen-Weibchen aufnahmebereit ist: Nur in dieser Zeit ist die Scheide des Weibchens geöffnet. Das Männchen umwirbt es. Natürlich ziert sich das Weibchen eine Weile: Es läuft immer wieder weg, oder – wenn es gar nicht passt – bespritzt es das Männchen mit Harn und hält es auf diese Weise auf Abstand. Findet dann doch ein erfolgreicher Geschlechtsakt statt, sollte es das Männchen genießen – denn es wird bei dem einen bleiben.

Rien ne va plus

Danach verschließt sich die Scheide mit dem sogenannten Deckstopfen. Nun geht nichts mehr – das Weibchen läuft wie davor vor dem Männchen davon und lässt sich nicht mehr besteigen. Das Männchen wird es zumindest im Zeitraum der Brünstigkeit zwar noch weiterhin versuchen. Es wird aber immer abgewiesen.

Wie oft muss man mit Beziehungschaos im Meerschweinchenkäfig rechnen?

Das Weibchen wird mit drei bis vier Wochen das erste Mal brünstig. Ab da wiederholt sich der Zyklus alle 14 bis 18 Tage. 24 Stunden dauert dann die Brunst – wobei die Hauptbrunst eigentlich nur 8-11 Stunden dauert. Es ist aber nicht gesagt, dass das Weibchen tatsächlich nur in dieser Zeit trächtig werden kann. Abgesehen davon ist es sehr schwer für den durchschnittlichen Meerschweinchenhalter, zu erkennen, wann genau dieses Zeitfenster stattfindet. Das unkastrierte Männchen nur in dieser Zeit von den Weibchen zu trennen ist daher gar keine gute Idee! Zum einen, weil auch für ungeplante Meerschweinchenkinder später ein guter Platz gefunden werden muss und zum anderen, weil eine ständige Änderung der Gruppenkonstellation für die Tiere Unruhe und Unsicherheit bringt und deshalb zu vermeiden ist.

Verhütung

Es liegt in der Verantwortung der Tierhalter, darauf zu achten, dass sich die Meerschweinchen nicht zu stark vermehren.
Nach etwas mehr als zwei Monaten Tragzeit bringt das Weibchen meist zwei bis vier, manchmal bis zu sechs Junge zur Welt. Sie säugt sie drei Wochen – und kann theoretisch bald nach der Geburt wieder trächtig werden. Praktisch tut das weder der Mutter noch den Jungen gut.
Außerdem wären Trächtigkeiten innerhalb einer einzigen Meerschweinchenfamilie Inzucht, die es auf jeden Fall zu vermeiden gilt: Die Folge wären Krankheitsanfälligkeiten, Fehlbildungen und dergleichen, die man als verantwortungsvoller Tierhalter keinem Lebewesen antun möchte!
Die Kastration der Weibchen ist eine viel umfangreichere und risikoreichere Operation als jene der Männchen. Es ist daher naheliegend, dass in einer Gruppe die Männchen kastriert werden.

Teenager werden Mütter

Die Jungen sollten schon in der fünften Lebenswoche nach Geschlechtern getrennt werden, da sie dann bereits geschlechtsreif werden. Den ersten Wurf sollten die Weibchen aber erst mit ungefähr einem Jahr zur Welt bringen, denn Meerschweinchen sind erst mit acht bis zwölf Monaten ausgewachsen. Davor kann eine Trächtigkeit schwere Probleme mit sich bringen!
Auch wenn Meerschweinchenbabies (und natürlich auch die Großen!!) noch so entzückend sind: Jedes Tier hat ein Recht darauf, geliebt und artgerecht gepflegt zu werden. Unseren Haustieren diese Sicherheit zu bieten, ist die Aufgabe eines jedes Tierhalters!

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